6. Galileo

Galileo ist das zukünftige Navigationssystem der ESA und der Europäischen Union. Der größte unterschied in diesem System ist zum amerikanischen GPS, das es vollkommen für die zivile und nicht militärische Nutzung gedacht ist. Die Fertigstellung ist für Ende 2010 angepeilt und 30 Satelliten sind insgesamt geplant (27 + 3 Ersatzsatelliten).
Der erste Satellit ist am 28. Dezember 2005 um 6:19 Uhr MEZ auf dem Raumfahrtzentrum in Baikonur (Kasachstan) gestartet und hat um 13:51 in 23.222km Höhe seinen planmäßigen Betrieb aufgenommen.bis 2008 werden noch 3 Satelliten folgen, welche die ersten Tests durchführen werden, die Kosten für diese 4 Probesatelliten, belaufen sich auf min. 3,6 Milliarden Euro.

Die erste Projektphase, Planungs- und Definitionsphase, wird komplett von der ESA finanziert (ca. 100 Mio Euro). Diese Phase schließt mit dem Abschuss zweier Testsatelliten und der Inbetriebnahme der Bodenstation ab.
Die zweite Phase wird von der Europäischen Union und der ESA finanziert (voraussichtlich 1,5 Mrd Euro). Diese Phase umfasst die Inbetriebnahme und der Test von 4 Satelliten.
Innerhalb der ESA übernehmen Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritanien jeweils 17,5 Prozent. Spanien trägt zehn Prozent der Kosten. Belgien zahlt 26,5 Mio. Euro, der Rest wird unter den übrigen 15 ESA-Mitgliedsstaaten aufgeteilt. Die übrigen 750 Mio. Euro kommen aus dem Haushalt für transeuropäische Netze der Europäischen Union (TEN). An TEN ist Deutschland über seine EU-Beitragszahlungen mit zirka 25 Prozent beteiligt und ist damit der größte Geldgeber für das Projekt.
In der dritten Phase wird das Projekt fertig gestellt, es werden sich dann 30 Satelliten in der Erdumlaufbahn befinden und betriebsbereit sein, die Kosten dieser Phase werden auf min. 2,5 Milliarden Euro geschätzt. Gezahlt wird dies zu 30% aus dem öffentlichen Haushalt und zu 70% sollen aus der Wirtschaft, bzw. anderen beteiligten Unternehmen.
Die vierte Phase umfasst den Betrieb und die Wartung des Systems. Man rechnet mit Betriebskosten von ca. 220 Millionen Euro pro Jahr, die ab 2008 ebenfalls die Wirtschaft über Public Private Partnership (PPP) aufbringen soll. Möglicherweise tritt die EU mit einer Milliarde Euro für die Jahre 2007­2013 (= 150 Mio. Euro/Jahr) in Vorleistung.

Nach jahrelangen Verhandlungen unterzeichneten am 26. Juni 2004 während des USA-EU-Gipfels der (damalige) US-Außenminister Colin Powell und der amtierende Vorsitzende der EU-Außenminister Brian Cowen einen Vertrag über die Gleichberechtigung der Satellitennavigationssysteme GPS, GLONASS und Galileo. Darin wird vereinbart, dass Galileo zu GPS kompatibel sein wird. Damit werden nach Abschluss des Aufbaus von Galileo insgesamt etwa 60 Satelliten zur Navigation zur Verfügung stehen.
Voraussetzung für den Abschluss des Vertrages war, dass die EU auf das präzisere Datenübertragungssystem BOC 1.5 (Binary Offset Carrier) verzichtet und stattdessen auch für die zukünftigen GPS-Satelliten vorgesehene BOC 1.1 zu verwenden. Dadurch ist sichergestellt, dass eine Störung des Galileo-Signals nicht gleichzeitig zu einer Störung des militärischen Signals von GPS führt, was andererseits dem US-Militär ermöglicht, das Galileo-Signal bei Bedarf zu stören, ohne das eigene GPS-Signal zu beeinträchtigen.


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