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DVB kann auf unterschiedlichste Arten empfangen werden, für jeden Übertragungsweg gibt es einen eigenen DVB-Standard:
DVB-S steht für "Satellite". DVB-S wird also per Satellit an den Verbraucher übertragen. Um dieses empfangen zu können, braucht man eine Satellitenschüssel, einen digital fähigen LNB sowie einen DVB-S-Receiver.
Dabei wird das Signal vom Satellit zur Satellitenschüssel in Form von Mikrowellen, mit sehr hoher Frequenz (10,7 bis 12,75 GHz), übertragen. Deshalb muss von der Satellitenschüssel praktisch eine freie Sicht zum Satelliten gegeben sein. Starke Bewölkung kann dabei das Signal bereits beeinträchtigen. Deshalb wird bei DVB-S eine ausgeklügelte Fehlerkorrektur eingesetzt, bei der bis zu 1/3 des Signals verloren gehen kann, ohne dass der Datenstrom abbricht. Diese Mikrowellen werden nun im Brennpunkt der Schüssel gebündelt und treffen hier auf die Signalöffnung des LNB.
Dieses hochfrequente Signal setzt der LNB schließlich in ein Signal mit niedrigerer Frequenz um (950–2150 Mhz). Der LNB filtert auch Störsignale und trennt das Signal in horizontale und vertikale Polarisation. Er unterteilt außerdem das Signal in einen hohen und einen niedrigen Frequenzbereich auf, der LNB setzt also immer nur 1/4 des Signals um. Vom LNB gelangt das Signal schließlich über ein Koaxialkabel zum Receiver. Der Receiver versorgt außerdem den LNB mit Strom und steuert über die Versorgungsspannung (14-18V) den Teil, welcher umgesetzt werden soll.
Der Receiver filtert, nun Mithilfe eines Tuners, das Signal eines einzelnen Transponders heraus. Bei der analogen Übertragung entsprach ein Transponder einem Sender. Bei der digitalen Übertragung können sich mehrere Sender einen Transponder teilen. Dabei wird die Bandbreite eines Transponders (40Mhz, aber nur 36Mhz für Daten) aufgeteilt, sodass jedem Sender nur noch ein Teil dieser Bandbreite zur Verfügung steht. Dafür müssen allerdings die Daten des Senders stärker komprimiert werden, was zu einem Qualitätsverlust führen kann.
Maximal ist für einen Transponder eine Datenrate vom 100Mbit/s möglich, praktisch sind es aber meist nur 40Mbit/s. Diese Datenrate wird nun auf die verschiedenen Sender aufgeteilt.
Das Erste sendet mit ca. 7 Mbit/s und teilt sich den "ARD"-Transponder u.a. mit dem WDR, BR, SWR.
ProSieben, welche mit ca. 6 Mbit/s senden, teilen sich den "ProSiebenSat.1"-Transponder u.a. mit Sat.1, Kabeleins, sixx und N24 (zum Vergleich: VIVA sendet mit gerademal 3Mbit/s). Allerdings kann die Verteilung der Bitraten zum Teil sehr unterschiedlich ausfallen und auch innerhalb des gleichen Senders variieren, je nach Bild/Audio-Inhalt. Meistens wird mit variabler Bitrate codiert um eine bessere Qualität zu erreichen. Was auch dazu führt, dass ruhige Szenen weniger störanfällig sind, da in dem Moment weniger Bandbreite benötigt wird.
(gemessen und geprüft Anhand einiger Aufnahmen mithilfe eines DVB-S Receivers)
ProSieben und Sat.1 liegen auf dem Gleichen Transponder und werden durch die PID getrennt.
DVB-S2 ist eine Weiterentwicklung von DVB-S und wird hauptsächlich für HDTV verwendet, es hat eine effizientere Fehlerkorrektur und ermöglicht dadurch eine noch höhere Datenrate. Eigentlich ist HDTV schon mit DVB-S(1) möglich, allerdings würde man sowieso einen neuen HD-fähigen Receiver benötigen, weshalb HDTV fast ausschließlich über DVB-S2 ausgestrahlt wird. Oft kommt mit der Nutzung von DVB-S2 auch die Nutzung effizienterer Codecs (H.264 statt H.262). Was ebenfalls die Qualität steigert, aber auch leistungsfähigere Decoder erfordert.
Über DVB-S/S2 lassen sich praktisch alle Programme empfangen, die meisten Pay-TV Anbieter wie z.B. Sky setzen ebenfalls auf DVB-S. Auch hat DVB-S von allen DVB-Standarts die höchste Bandbreite und dadurch die höchste Qualität.
DVB-T steht für "Terrestrial", es wird "Erdgebunden" per Antenne ausgestrahlt und empfangen. Dadurch kann man auch relativ simple Antennen zum Empfang verwenden, welche man auch nicht ausrichten muss. Es ist dadurch relativ einfach einen DVB-T Empfänger in mobile Geräte zu integrieren.
Wie bei DVB-S werden auf einem ursprünglichem Analogkanal, von hier 7-8Mhz Bandbreite, mehrere Digitalkanäle ausgestrahlt. Allerdings haben diese hier nur eine Bitrate von ca. 15Mbit/s pro Kanal zur Verfügung. Werden nun auf einem Kanal 4 Programme ausgestrahlt, steht jedem Programm nur noch ca. 3-4Mbit/s zur Verfügung. (zum Vergleich auf einer DVD sind es bis zu 9,8Mbit/s). In Deutschland wird bei DVB-T meistens MPEG-2 verwendet, wegen der niedrigen Bitrate kann es deshalb bei DVB-T zu Qualitätseinbusen kommen. Außerdem ist die Empfangsqualität in ländlichen Gebieten grundsätzlich niedriger als z.B. in Städten, da die Sender meistens weiter entfernt sind. Dies führt bei einer digitalen Übertragung zu Bild/Tonfehlern oder Standbildern, wenn der Decoder den Datenstrom verliert.
DVB-T kann auch HDTV übertragen, allerdings braucht ein HDTV Kanal auch eine höhere Bandbreite, was ihn störanfälliger macht. Nach und nach soll DVB-T auf MPEG-4-Codierung umgestellt werden, wodurch mehr Kanäle mit besserer Qualität möglich werden, dies wird in Deutschland allerdings wohl erst mit DVB-T2 umgesetzt werden.
Weil DVB-T mit einfachen Antennen auskommt, gibt es auch eine breite Palette an Receivern zu sehr günstigen Preisen und in den meisten Fernsehern ist DVB-T schon seit Jahren integriert. Es gibt inzwischen auch schon eine große Auswahl an DVB-T Sticks, welche den Empfang am Computer ermöglichen, selbst in einigen Handys und Smartphones, sowie in vielen tragbaren DVD-Playern sind DVB-T Empfänger integriert.
Über DVB-T lassen sich die Öffentlich-Rechtlichen Programme, praktisch überall empfangen, in manchen Gebieten kann man auch private Programme wie ProSieben oder RTL empfangen. Allerdings sind die Sender über DVB-T meist in einer nicht so hohen Qualität wie bei den anderen DVB Standards empfangbar.
DVB-C steht für "Cable", wird also direkt per Kabel übertragen. Dabei wird das bereits vorhandene Breitbandkabel für Kabelfernsehen genutzt, auf dem aktuell auch noch analoges Fernsehen übertragen wird. Bei DVB-C ist also keine Art von Antenne notwendig, das Signal gelangt direkt per Kabel in den Receiver. Es ist den anderen DVB-Standards sehr ähnlich. Es ist weit weniger anfällig als DVB-T, dafür aber auch nicht überall verfügbar.
Im Gegensatz zu DVB-S und DVB-T werden hier Gebühren für den Kabelanschluss fällig. Meist wird mit einem DVB-C Anschluss auch ein Pay-TV Paket erworben. Wie auch bei den anderen Techniken, werden hier mehrere Digitalprogramme auf einem Analogkanal ausgestrahlt. Trotz einer geringeren Bandbreite wird die gleiche Bitrate und Qualität wie bei DVB-S erziehlt, denn es werden effizientere Codierungs- und Modulationsverfahren verwendet. Außerdem wird ein geringerer Teil der Bandbreite für Fehlerkorrektur verwendet.
Über DVB-C lassen sich alle wichtigen Sender empfangen, viele auch in HD. Viele DVB-C Receiver sind auch HD fähig und in praktisch allen neuen Fernsehern sind DVB-C-Tuner integriert, weshalb wohl in Zukunft, die meisten Kunden ihr Fernsehen per DVB-C empfangen werden. DVB-C hat allerdings auch systembedingt einen Nachteil gegenüber DVB-T und DVB-S: Man benötigt einen Kabelanschluss, während bei -S und -T eine Satellitenschüssel/Antenne genügt.
DVB-IPI steht für "Internet Protocol Infrastructure", es wird über IP-Netzwerke, also z.B. das Internet übertragen. Man benötigt hierfür eine Breitbandverbindung, (meist VDSL). Es ist ein eher exotisches Format und ist bisher auch noch in keinem Fernseher integriert. Externe Receiver gibt es von Telekom, Arcor und HanseNet in Verbindung mit einem entsprechendem Vertrag. Bei der Telekom wird es unter dem Namen "T-Entertain" vermarktet.
Bei IPI werden die Daten über das normale (V)DSL, also ähnlich einer Streamingwebseite, übertragen. Dabei ist allerdings nicht nur Live-Fernsehen möglich, sondern auch der Abruf einzelner Sendungen oder Filme, da die Daten nicht "ausgestrahlt" sondern an jeden einzelnen Empfänger "gesendet" werden. Bei dieser Technik wird auch nur das gerade gewählte Programm übertragen.
Ein großer Nachteil dieser Technik ist, dass hierfür ein Breitband-Internetanschluss notwendig ist, vor allem in ländlichen Gebieten ist dies nicht gegeben. Bei der Telekom kann man nur mit VDSL (und damit erst ab 50Mbit/s) T-Entertain empfangen. Ein weiterer Nachteil ist: diese Technik läuft über das Internet, dadurch wird beim Fernsehen einen Teil des eigenen DSL-Anschlusses belegt und somit steht nicht die ganze Bandbreite für Downloads zur Verfügung.
Hier einmal ein Vergleich der Bildqualität der verschiedenen DVB Standards bei SDTV:
DVB-T | DVB-S via Astra | DVB-S via Eutelsat | DVB-C |
Bildquelle: EDV-Tipp.de
Prinzipiell wird bei DVB immer ein Datenstrom gesendet, meist ein sogenannter MPEG-Tansport-Stream. Hierbei werden die verschiedenen ursprünglichen Audio- und Videostreams auf einen gemeinsamen Stream gemuxt. Dies ist nötig, damit Audio und Video parallel übertragen werden können. Zusätzlich wird dieser Stream in Pakete aufgeteilt, sodass bei Verlust der Daten nicht der ganze Stream abbricht, sondern einfach aufs nächste Paket gewartet wird. (Diese Pakete haben übrigens auch nur eine Größe von 188Byte). Jedes Paket enthält unter anderem auch einen PID (Packet Identifier) in diesem stehen Informationen, zu welche ursprünglichem Stream das Paket gehört und welches Format der Stream hat. Dieser wird auch verwendet um die einzelnen (Fenseh-)Programme zu identifizieren, da auf einem Transport-Stream meistens mehrere Programme liegen. (meist 1 Analog-Kanal/ 1 Transponder = 1 Transport-Stream = 1-8 Programme). Dadurch, dass nur der Transport-Stream eine feste Bitrate hat, können die einzelnen Programme eine variable Bitrate verwenden, um eine bessere Bild- und Ton-Qualität zu erzielen.
DVB nutzt den MPEG-2 Standart. Der Transport-Stream entspricht diesem Standard. Die Videodaten sind bei SDTV meist in MPEG-2-Video (H.262) und bei HDTV, oft auch in H.264 (MPEG-4-AVC) codiert. Die Audiodaten werden meist in MPEG-1-Layer-2 (mp2) codiert, meistens wird Surround-Sound in DolbyDigital (AC3) codiert. Bei HD-Inhalten wird Audio auch zum Teil in AAC oder DTS codiert.
DVB ermöglicht es allerdings auch neben Video und Audio auch andere digitale Daten zu übertragen. So wird der Teletext, im Gegensatz zur analogen Übertragung, nicht ins Videosignal codiert, sondern in einer separaten Spur übertragen. Neben dem Teletext wird normalerweise in einer eigenen Spur ebenfalls die EPG (ElectronicProgramGuide) übertragen. Es können auch mehrere Video und Audiospuren parallel übertragen werden. (Bei Arte kann man zwischen französisch und deutsch umschalten). Theoretisch könnte man dadurch, ein Sportereignis auch aus verschiedenen Kamerawinkeln betrachten, diese Funktion wird aber praktisch nicht genutzt. Es ist auch möglich Untertitel oder andere Textinhalte zu übertragen.
Es können auch MHP-Inhalte (Multimedia-Home-Platform) übertragen werden, dabei handelt es sich um Programme, welche in Java (DVB-J) oder HTML (DVB-HTML) geschrieben sind. Man könnte dadurch auch beispielsweise bei einem Gewinnspiel, mit der Fernbedienung ein Rätsel lösen und die Lösung angezeigt bekommen bzw. direkt absenden. Diese Technik kam bisher nicht zum Einsatz.
Für Pay-TV ist es auch möglich die Daten zu verschlüsseln. Es können auch, über zusätzliche Spuren DRM Maßnahmen aktiviert werden z.B. das Unterbinden einer Aufnahme.
Insgesamt ist DVB sehr ähnlich der DVD oder bei HD-Inhalten der BluRay. Es werden, beispielsweise die gleichen Codecs eingesetzt, dadurch ist eine DVB Aufnahme meist nur durch de-multiplexen und re-multiplexen auf einem DVD-Player abspielbar. Auch ähneln sich viele Features, wie mehrere Tonspuren, Untertitel oder im Fall von BluRay, Java-Programme.
Auch werden bei DVB, genau wie bei der DVD, 16:9 Inhalte gestreckt
(Anamorph) anstatt die Auflösung anzupassen. (Bei SDTV)
Ingesamt ist aber der DVD-Standard etwas restriktiver als DVB, somit sind
bei DVDs eine maximale Datenrate von 9,8Mbit/s vorgesehen, während bei DVB
bis zu 15Mbit/s bei SD-Material möglich ist.