4 Folgen

4.1 Positive Aspekte

Das Bild von Computerspielen und besonders von Ego-Shootern, das einem die Öffentlichkeit suggeriert, ist sehr negativ. Deswegen kommen zum Beispiel in TV-Shows die positiven Aspekte von Ego-Shootern erst gar nicht in Frage. Sie seien im Grunde nur Auslöser für Gewalt und Isolierung von Jugendlichen und Erwachsenen. Doch muss man sehen, dass es sehr gut belegte Studien zu den positiven Aspekten von Ego-Shootern gibt. Aufgrund dieser generellen Verteufelung der Ego-Shooter möchte ich hier die positiven Folgen von Ego-Shootern erörtern.
Der erste Punkt den ich ansprechen will ist nicht zu verleugnen. Es ist die Entspannung. Ego-Shooter dienen in erster Linie, wie fast alle Computerspiele, dem Vergnügen. Das Spielen macht dem Spieler Spaß, es hilft zum Entspannen und um zum Beispiel nach der Arbeit den Kopf frei zu kriegen. Es ist nicht zu abzustreiten, dass dieser Effekt positiv ist.
Ein weiterer Punkt ist die technische Kompetenz. Beim Spielen von Ego-Shootern wird, vor allem übers Internet mit mehreren Spielern, oft indirekt technisches Wissen vermittelt. So zwingen zum Beispiel auftretende Probleme den Spieler sich mit der Materie zu beschäftigen. Ein anderes Beispiel wäre ein Spieler, der mit einigen Freunden über einen eigenen Server spielen möchte und sich so mit Netzwerktechnik beschäftigen muss.
Auge (Nahaufnahme) eines Spielers
Schärft regelmäßiges Ego-Shooter spielen, unsere Augen?
Ein anderer und wesentlicher Aspekt, den ich anspreche möchte, ist die Verbesserung von Reaktion und Wahrnehmung. In Ego-Shootern muss man schnell reagieren wenn man auf Gegner trifft. Zudem muss man Gegner überhaupt erst erkennen. Durch das Spielen trainiert man also das ganze Sichtfeld zu beachten, was hilft Gegner frühzeitig zu erkennen, und im Falle eines Feindkontaktes richtig und vor allem schnell zur reagieren. Um erst ein Beispiel zu nennen: Muss der Spieler in einem Echtzeit Ego-Shooter auf Scharfschützen oder Tretminen achten, trainiert er seine Wahrnehmung. Spielt er aber einen Horror-Shooter, muss er jeden Moment mit Überraschungen rechnen und trainiert seine Reflexe.
Ein ähnlicher Punkt, der aber noch wichtiger ist, ist die Förderung von strategischem und logischem Denken durch Ego-Shooter. Gerade in Ego-Shootern muss man komplexe Probleme lösen, sowie Strategien für verschiedene Situation finden und auf diese anwenden. Zum Beispiel wenn eine Spielsituation nur durch eine bestimmte Vorgehensweise gelöst werden kann. Der Spieler ist beim Spielen also folglich gezwungen logisch an das Problem heranzugehen und eine Strategie zu entwerfen. Dies verbessert das strategische und logische Denken. Diese Kompetenzen sind später oft sehr wichtig. Zum Beispiel in der Arbeit bei der Leitung von Projekten oder bei der Lösung größerer Probleme. Somit kann man sagen, dass man einige wichtige Kompetenzen für die Jobsuche verbessert oder sogar neu erwirbt.
All diese Vorteile sind aber nur das Steigern von bereits vorhandenen Eigenschaften durch das Spielen. Die nächsten beiden Argumente sind die bedeutsamsten. Das Spielen von Ego-Shootern kann gewisse psychische und gesundheitliche Probleme lösen. Der erste Fall ist die Beseitigung von Angststörungen. Ego-Shooter konfrontieren den Spieler mit Situation, die schon für Menschen ohne Angststörungen oft erschreckend sind. Für Phobiker ist die Situation also oft noch viel schlimmer. Das Spielen entspricht also einer virtuellen Konfrontationstherapie. Eine Untersuchung der Universität Quebec stellte fest, dass Menschen mit Spinnen oder Höhenangst modifizierte Computerspiele als kostengünstige Alternative zu den teuren Computerprogrammen gegen Phobien verwenden können. Es wäre also nicht unvorstellbar, Phobiker mit Computerspielen komplett therapieren zu können.
Der zweite Fall ist für weitaus mehr Personen relevant. Wissenschaftler der Universität Rochester, New York, haben erkannt, dass actionreiche Computerspiele, also folglich besonders Ego-Shooter, die Wahrnehmung des Auges trainieren kann. Bisher glaubte man, dass dies durch Training nicht möglich wäre. So konnte man die Kontrastschärfe bislang nur durch einen chirurgischen Eingriff verbessern. Oben genannte Spiele trainieren aber das Gehirn so, dass es visuelle Informationen besser verarbeitet. Durch das Auslasten des Sehapparates erreichen diese Spiele eine veränderte Signalverarbeitung. Da diese Spiele die Graustufen- Wahrnehmung verbessern, könnten sie einen sinnvollen Einsatz im Augentraining finden. Denn der Verlust der Kontrastschärfe ist eines der wichtigsten Anzeichen für den Verlust der Sehkraft.

4.2 Negative Aspekte

Jedem Spieler sollten dennoch auch die Nachteile der Ego-Shooter bewusst sein. Selbstverständlich gibt es keine eindeutig nachgewiesene Schäden durch Ego-Shooter bei einem normalen Spielverhalten. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass Schäden möglich sind. In diesem Text möchte ich die möglichen Schäden erläutern. Dies sind jedoch fast alles nur Theorien.
Der erste Punkt ist die Zeitverschwendung. Dieser Punkt ist kein wirklicher "Schaden", aber sehr wohl negativ. Zudem ist er sehr meinungsabhängig, da viele Spieler das Spielen nicht für Zeitverschwendung halten. Doch muss man sehen, dass man in der Spielzeit, die oft sehr lange ist, auch sinnvollen Tätigkeiten nachgehen könnte. So sind zum Beispiel viele Schüler weniger gut in der Schule, da durch das lange Spielen zu wenig Zeit für das Lernen übrig bleibt.
Der zweite Punkt ist das Suchtpotential der Ego-Shooter. Dieses ist zwar wesentlich kleiner als bei Rollenspielen (RPGs) oder Online-Rollenspielen (MMORPGs), aber dennoch vorhanden. Vor allem wenn der Spieler generell soziale und bei Jugendlichen schulische Defizite hat. Eine Sucht kann zum gänzlichen Versagen in der realen Welt führen. Neben dem Verlust sozialer Kontakte und verringerter Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz können noch einige körperliche und psychische Folgen hinzukommen.
Ein weiteres Problem, das auftreten kann, sind Schlafstörungen und Alpträume. Dieser Punkt ist im Zusammenhang mit Ego-Shootern nachgewiesen worden. Die Ursache für beides ist, dass der Körper durch das Spielen gestresst wird und diesen Stress, sowie die Inhalte des Spiels verarbeiten muss. Puls und der Blutdruck steigen, der Spieler bekommt Schweißausbrüche. Die Folge, wie gesagt, Stress. In dieser Verfassung nimmt das Gehirn dann die extremen Situation des Ego-Shooters wahr: Überraschungsmomente, laute Geräusche und maximale optische Auslastung. Dieser Zustand muss dann im Schlaf verarbeitet werden. Diese Problematik tritt besonders bei jüngeren Spielern und Spielen mit Spannungsmomenten auf. Jedoch muss man sagen, dass diese Probleme mit regelmäßigem Spielen nachlassen und zum Teil ganz aufhören kann, da man sich an den Ego-Shooter gewöhnt.
Der letzte Punkt ist wohl der meist umstrittene. Die Frage lautet ganz einfach: Erhöhen Ego-Shooter die Gewaltbereitschaft? Es gibt zwar keine Nachweise, aber viele Wissenschaftler, Psychologen und Pädagogen sind der Meinung, dass Ego-Shooter die Gewaltbereitschaft erhöhen können. Dies geschehe dadurch, dass der Spieler durch den regelmäßigen Kontakt mit der oft detailreichen Form der Gewalt abstumpfe. Der Spieler stuft Gewalt in seiner Moral ab, da die handlungsbezogene Moral auch beim Spielen "dazulernt". Diese Moral beinflusst uns aber auch im Bezug auf die Realität. Somit kann es sein, dass der Spieler irgendwann gewaltvollen Handlungen unterbewusst aufgeschlossener ist. Wichtig ist aber zu sehen, dass normale, psychisch stabile und sozial integrierte Personen mit normalen Spielverhalten nicht gefährdet sind.

4.3 Amoklauf & Killerspiel Diskussion

Trauerszene
Trauer um die Opfer eines Amoklaufes (Quelle: Wikipedia)
Die Kontroverse um gewalttätige Spiele ist schon älter, doch im April 2002 wurde sie neu entfacht. Der 19-jährige Robert Steinhäuser erschießt zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten. Danach tötete er sich selbst. Diese schreckliche Tat löste eine Diskussion aus: Warum handelt jemand so? Wer trägt die Schuld? Und wie kann man so etwas verhindern? Doch der Vorfall blieb kein Einzelfall. Bis 2010 kamen vier weitere Amokläufe hinzu. Man fand viele Ursachen: Die Täter waren psychisch labil, hatten schulische und familiäre Probleme, wurden im Internet oder der Schule gemobbt, besaßen gewalttätige Filme und spielten Ego-Shooter.
Bei der Frage welche der Faktoren wirklich ernsthafte Auslöser waren ist man sich uneinig. Einige verteufelten die "Killerspiele". So kam es bald schon zu Versuchen in der Politik, das Jugendschutzgesetz zu ändern. Nach dem ersten Amoklauf 2002 wurde beispielsweise ein neues Jugendschutzgesetz verabschiedet. Die verzweifelte Suche nach Gründen ging so weit, dass einige Fraktionen sich in diesem Konflikt für ein Verbot von "Killerspielen" einsetzten. Damit gemeint waren alle gewalttätigen Spiele. Große Teile der Bevölkerung waren dieser Idee aufgeschlossen und sind es immer noch. Meiner Meinung nach gibt es viel größere Probleme und somit Auslöser als die Ego-Shooter. Gravierender waren eher die leicht zugänglichen Waffen und vor allem die psychische Situation der Amokläufer. Denn wären Ego-Shooter die Auslöser, müsste die Zahl der Amokläufe in Deutschland bei einigen Tausend liegen. Die Verteufelung der Ego-Shooter tritt meistens durch Unwissenheit der Bürger, Politiker und sogar Experten auf.

Mehr dazu gibt es auf einem Artikel des heise CT Magazins.





Creative Commons Lizenzvertrag
GFS: Ego-Shooter von Timur S. steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported Lizenz.

Valid HTML 4.01 Transitional